BürgerInnenrat Medien & Demokratie: Letzter Termin zur Repräsentation und öffentliches Finale mit der Politik
Ein letztes Mal traf sich der BürgerInnenrat "Medien & Demokratie" zur Arbeit. Beim 4. Termin stand das Thema "Repräsentation" am Programm. Wieder gab es Experten-Input, Arbeit an Resolutionen in den Komitees, und neben ein wenig Wehmut auch eine Wahl der 4 VertreterInnen, die bei der öffentlichen Präsentation und Diskussion mit der Politik und MedienvertreterInnen den BürgerInnenrat vertreten dürfen.

Repräsentation ≠ Showeinlage – mein Rückblick auf Termin 4 des BürgerInnenrats Medien & Demokratie
Am 17. Mai haben wir uns in der VHS Floridsdorf zu unserem letzten gemeinsamen Arbeitstag getroffen. Nach den Themen „Mediensysteme & Regulierung“ (hier mein Halbzeitbericht) und „Partizipation“ (Bericht samt ORF-Einladung, Nachschau auch über BLOP!-Youtube-Kanal) stand diesmal die Repräsentation in den Medien im Mittelpunkt.
Input #1 kam von Prof. Petra Herczeg (Publizistik, Uni Wien): Demokratie brauche qualitative statt bloß quantitativer Vielfalt. Laut ihr geht es darum, Stimmen hör- und sichtbar zu machen, die in Redaktionen fehlen – von Lehrlingen bis zu Menschen mit Behinderungen. Input #2 lieferte Otto Tremetzberger (Festival der Regionen/Dorf-TV). Er legte den Finger in dieselbe Wunde: nur 6 % der JournalistInnen hätten einen nicht-österreichischen Hintergrund, während ein Viertel der Bevölkerung genau dort herkommt. Ohne „Diversitätsstrategien“, Trainee-Programmen und einen kräftigen Schub für Community-Medien bleibe der mediale Spiegel aus seiner Sicht verzerrt.
Nach der Diskussion mit den ExpertInnen ging es wieder in vier Komitees an die Resolutionsarbeit. Wir rangen um Fragen wie: Muss Repräsentation die Gesellschaft exakt abbilden? und Wie normalisieren wir Vielfalt, ohne sie auf ein Podest zu heben? Das Ergebnis sind klare Forderungen nach transparenten Förderkriterien, Diversitäts-Monitoring in allen Redaktionen und innovative Dialogformate, die man auch in Insta-Stories oder Youtube-Streams findet. Denn Normalität entsteht erst, wenn Unterrepräsentierte im alltäglichen Kontext vorkommen – und nicht nur als exotischer Programmpunkt wahrgenommen werden.
Meine Learnings aus Termin 4
- Gemeinsame Reflexion statt Empörungs-Turbo
Wenn wir unser Mediensystem „entschleunigen“, finden wir eher das Wir – Aufregung schafft Klicks, aber kein Vertrauen. Aus dieser Erkenntnis ein vielfältiges Programm zu machen, ist eine echte Herausforderung. Preisgekrönte Produktionen und hochwertiger Journalismus (siehe ORF DialogForum Best of public value) müssen sich in modernen Kanälen und innovativen Formaten für alle wiederfinden.
Vielfalt ist Alltag, keine Show
Minderheiten wollen nicht ständig als „Special Guest“ auftreten. Sichtbar werden sie, wenn Algorithmen Inhalte wertebasiert und quotenreguliert – und von Menschen kontrolliert – ausspielen. Das klingt sehr technisch, doch ohne diesen Ansatz wird man neben digitalen Plattformen von Meta und Google nicht mit Vielfalt bestehen können.Politik muss transparent fürs Ganze arbeiten
Repräsentation gelingt nur, wenn politischen Parteien das Wohl aller über die Kurzzeit-Wiederwahl-Gedanken stellen. Dafür brauchen wir offene Datenströme, klare Inseraten-Regeln und echte Medienbildung für alle Generationen. Das Geld dafür ist da, es muss nur transparent und effizient für zukunftsfitte Medienförderungen eingesetzt werden.Dialogräume = Sauerstoff der Demokratie
Ob „Rotes Sofa“, Chill-Inseln am Dorfplatz oder Discord-Themen-Talks: Formate, die Jugendliche anziehen und gerne nutzen, holen neue Stimmen ins Gespräch – genau wie wir es beim Verein BLOP! mit dem Treffpunkt versuchen und ständig weiterentwickeln. Für Österreich bedeutet mehr Mut für neue Formate und auch Sendezeit in der Primetime und somit Sichtbarkeit für diese Dialogräume, wo wirklich alle vertreten sind. Nur so kann – Achtung mein neues Lieblingswort – das "Ent-Bubblen" funktionieren.
VertreterInnen-Wahl für das Diskussionspanel mit Politik und MedienvertreterInnen
Mit den Erkenntnissen aus 4 Bürgerrat-Terminen zieht unser Vierer-Team der gewählten Vertreter*innen (yes, ich darf dazugehören 😊) nun in die Verlängerung:
Am 25. Juni präsentieren wir unsere Resolutionen im Presseclub Concordia – live und öffentlich für alle. Dort entscheidet sich, ob Medienhäuser die Einladung zum Dialog annehmen und ob die Politik den Ball aufgreift, „nun am Zug“ ist und konkrete Schritte setzt – von diversitätsorientierten Förderregeln bis zu transparenter Inseratenpolitik. Für mich wird vor allem spannend, welches Echo diese Debatte in den Medien und der Öffentlichkeit bewirkt – denn ernst genommen wird ein BürgerInnenrat erst dann voll, wenn seine Vorschläge Schlagzeilen und (noch wichtiger) parlamentarische Anträge auslösen.
Gleichzeitig arbeitet das Commit-Team schon an der europäischen Bühne: Gemeinsam mit den BürgerrätInnen aus Irland, Tschechien und Slowenien bringen wir im Februar 2026 unser gebündeltes Forderungspaket auch nach Brüssel. Dort wollen wir zeigen, dass Bürgerbeteiligung nicht nur ein nettes Experiment ist, sondern handfeste Politikempfehlungen liefert, die über Grenzen hinweg wirken.
Mein Persönliches Fazit
Vier intensive Termine haben mir einmal mehr bewiesen: Demokratie lebt vom Mitmachen. Die Stunden, die wir investiert haben, die Bekanntschaften quer durch Generationen und Lebenswelten und die gemeinsamen Ergebnisse sind unbezahlbar. Aber sie bleiben nur dann lebendig, wenn noch mehr Menschen Räume wie diesen nutzen.
Darum mein Aufruf: Macht mit, wo immer ihr könnt – in Bürgerräten, Gemeinderäten, Jugendräten oder Nachbarschaftsforen. Bringt eure Perspektive ein, hört den anderen zu und fordert von Politik und Medien, dass sie euch zuhören und einbinden. Nur so wird aus Vielfalt Normalität – und aus Aufregung eine konstruktive WIR-Kultur. Und das brauchen wir dringend.
LG Didi Csitkovics
PS: Und kommt am 25. Juni im Presseclub Concordia bei der "Präsentation der Resolutionen" vorbei, bitte um Anmeldung.